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Achtsamkeit

Sich selbst begegnen

Zur Ruhe zu kommen und tief in sich hineinzuhorchen ist oft gar nicht so leicht. Vor allem wenn es darum geht, die eigenen Gedanken für einen Moment zu beobachten und loszulassen. Im Interview erklärt Meditationslehrerin Michaela Aue, warum es normal (und sogar gut) ist, dass sich unser Kopf nicht immer ganz mühelos abschalten lässt. Sie verrät, was es bedeutet, sich selbst zu begegnen, welche Effekte Meditation auf unser Leben haben kann und warum es sich bereits lohnt, täglich auch nur fünf Minuten in die Stille zu kommen.

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Michaela Aue bei unserer Cabin an der Waldlichtung. Foto: Marcus Werner

Michaela, du praktizierst Meditation seit 20 Jahren. Wie oft wird dir der Effekt von Meditation im Alltag bewusst?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich merke es eher in bestimmten Situationen: dass ich im Straßenverkehr aufgehört habe, Leute zu beschimpfen. Dass ich entspannt an der Supermarktkasse stehen kann, ohne auszurasten, wenn ich das Gefühl habe, ich stehe in der Schlange, die zwar am kürzesten ist und trotzdem am längsten dauert. Dass ich nicht davon abhängig bin, was um mich herum passiert, sondern dieses Gefühl habe, dass alles so ist, wie es sein soll. Man sagt mir auch nach, immer sehr gelassen zu sein. Ich glaube, das stimmt nicht immer, weil niemand den ganzen Tag lang gelassen ist, aber Meditation hat auf jeden Fall viel in meinem Leben geändert.

Wir haben meist eine ganz bestimmte Vorstellung davon, was Meditation ist. Kannst du uns sagen, was Meditation nicht ist?

Ganz klassisch gesehen: Rasenmähen ist nicht Meditation. Abwaschen ist auch nicht Meditation. Ich weiß, dass viele Leute sagen, sie kommen dabei in einen meditativen Zustand. Meine Mutter kommt angeblich beim Bügeln in einen meditativen Zustand und das mag auch so sein, aber das ist keine Meditation. Wenn du wirklich beim Abwasch so doll dabei bist, dass deine Finger das Wasser spüren und den Schwamm und den Schaum, dann ist es vielleicht eine achtsame Übung, aber es ist keine Meditation. Denn du gehst nicht in die Stille, sondern bist trotzdem in Aktion. In der Meditation geht es darum, die Sinne vom Außen ins Innen zu bringen und ganz in sich selbst einzutauchen. Ohne jegliche Ablenkung. Rasenmähen und Teller abwaschen ist dann eben doch wieder Ablenkung.


Es gibt viele Trugschlüsse was Meditation betrifft, welchem begegnest du am häufigsten?

Mir begegnet immer wieder die Idee, dass Leute annehmen, während einer Meditation nicht denken zu dürfen. Dass totale Gedankenstille herrschen muss. Das wird nicht passieren. Was wir während der Meditation machen, ist, die Gedanken zu beobachten. Wir lassen sie kommen, wir lassen sie gehen. Wir versuchen, sie nicht festzuhalten und wir versuchen sie auch nicht zu be- oder verurteilen. Aber die Gedanken an sich dürfen da sein und es wäre auch verrückt, wenn sie es nicht wären.

Foto: Marcus Werner

Wie lange muss man Meditation praktizieren, damit man einen Effekt spürt oder eine Veränderung wahrnimmt?

Es dauert, bis man lernt, sich über klassische Formen der Meditation, wie zum Beispiel Gedanken-Beobachtung, selbst zurückzunehmen. Über den Atem hingegen haben wir den schnellsten Zugang zum Nervensystem. Daher können wir uns auf diesem Wege am schnellsten vom Alltagsstress befreien und bei Atem-Praktiken sofort eine Erfahrung mit uns selber machen, auf dem Weg dorthin, sich selbst zu begegnen.


Was meinst du damit, wenn du davon sprichst, „sich selbst begegnen”?

Eigentlich geht es bei Meditation um die Frage: „Wer bin ich?” Und zwar unabhängig von allen äußeren Faktoren – meinem Job, meinem Haus, meinem Auto, meinem Boot, meiner Familie, meinem Haustier, meinen Kindern. Das ist es eigentlich schon. Das ist die Begegnung mit sich selbst, die man haben kann, wenn man diese ganzen Ideen und Konstrukte loslässt, die uns umgeben. „Wer bin ich dann?” Diese Frage kann sich nur jeder selbst beantworten. Meditation kann helfen, die Antwort auf diese Frage für sich herauszufinden. Sicherlich nicht in zwei Sitzungen, sondern eher in 20 bis 30 Jahren. Und je mehr du diese Frage für dich beantworten kannst, umso mehr begegnest du dir selbst.


Wenn du während einer Meditation abschweifst, was tust du dann? Wie schafft man es, den Fokus wiederherzustellen?

Ich schweife ständig ab in meinen Meditationen. Mein Gehirn wäre kaputt, wenn ich es nicht tun würde. Unser Gehirn ist dafür da, uns immer wieder Gedanken vorzuspielen, vor allem wenn wir während der Meditation in die Stille kommen. Und das ist auf der einen Seite gut, denn das bedeutet, unser Gehirn funktioniert. Auf der anderen Seite geht es nun darum, unser Bewusstsein zu schulen: „Ah, jetzt kommt ein Gedanke. Ok, den habe ich gedacht, ich kann ihn zur Seite schieben und dann hole ich mich zurück.” Das einzige, was ich vielleicht schneller mache als jemand anderes, ist, dieses Bewusstsein zu haben und mich von dem jeweiligen Gedanken zu verabschieden. Das dauert am Anfang vielleicht ein bisschen länger. Da ist man seine ganze To-do-Liste für die Woche durchgegangen und erst dann merkt man, dass man die ganze Zeit woanders war und sich zurückholen muss. Es ist nicht mehr als: merken, Bewusstsein schaffen, sich zurückholen. Merken, Bewusstsein schaffen, sich zurückholen. Das kann jeder.

Foto: Marcus Werner


Welche anderen Herausforderungen gibt es beim Meditieren, außer, die Präsenz wiederherzustellen?

Dranzubleiben ist für viele eine Herausforderung – sich wirklich täglich hinsetzen und seine Meditationspraxis einfach zu machen. Das ist ganz oft auch ein zeitlicher Faktor. Viele Leute wollen nicht glauben, dass täglich fünf Minuten Meditation so viel mehr bringen, als einmal im Monat eine Stunde. Meditation ist im Prinzip so etwas ist wie Zähneputzen, nur eben für die mentale Gesundheit. Etwas, was du jeden Tag machst, weil es dir gut tut und weil es dir hilft. Und du solltest es auch deswegen jeden Tag machen, weil es Übung braucht. So kannst du dich langsam weiterentwickeln und gucken, wo dich die Praktik hinbringt.


Für Raus hast du drei Meditationen entwickelt, unter anderem eine Praktik, die man im Gehen ausübt – eine Art meditativen Spaziergang. Wie kann man sich das vorstellen?

Die Walking-Meditation ist fast eher eine Achtsamkeitsübung. Es geht darum, dass du genau in dem Moment in der Natur bei deinem Spaziergang bist und alles um dich herum wahrnimmst, was gerade da ist. Dass du deinen Körper wahrnimmst, zum Beispiel wie deine Füße sich anfühlen, deine Beine und Arme. Es geht darum, zu riechen, zu hören und zu schmecken, wie die Natur um dich herum ist – je nach Jahreszeit oder Tag. Diese Wahrnehmung deiner selbst, in dieser Umgebung, mit allen Sinnen – darum geht es. Dabei kannst du insofern einen meditativen Zustand erzeugen, dass du wirklich im Moment bist und nicht bei deiner To-Do-Liste, deiner Arbeit oder dem Streit mit deinen Eltern.


Was fühlt man nach einer Meditation? Wie würdest du diesen Gemütszustand beschreiben?

Im besten Fall fühlt man sich nach einer Meditation wirklich mit sich selbst verbunden. Ich glaube das fühlt sich für jeden ganz anders an, je nachdem, welche Sinne bei uns besonders stark ausgeprägt sind. Für mich persönlich ist es dieses Gefühl, ganz nah bei mir zu sein und wirklich zu hören und zu fühlen, wie es mir eigentlich gerade geht. Und auch das Gefühl, dass das, was im Außen ist, gar nicht so an mich herankommt. Es ist manchmal ein bisschen wie unter einer Käseglocke zu sein, im positiven Sinne.


Über Michaela Aue

Michaela Aue ist Meditationslehrerin und Podcasterin. Seit mehr als 20 Jahren praktiziert sie Yoga und Meditation, seit 10 Jahren teilt sie ihr Wissen in Kursen, Workshops, Vorträgen und ihrem Online-Meditationskurs THE art OF BEING YOU. Ihr Anliegen ist es, Meditation erfahrbar zu machen, um so möglichst vielen Menschen einen Einblick in ein Leben voller innerer Ruhe, Ausgeglichenheit und Freude zu geben.

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