Blickwinkel

Eine Postkarte aus der Lodge am See

Ob auf einer blühenden Wiese mit grasenden Pferden, mitten in einem tiefen Wald, erfüllt vom Duft der Kiefern oder nahe eines Gemüsehofs, wo der Blick über endlose Felder schweift – jede Auszeit in einer unserer Cabins ist einzigartig. Um in eine von vielen Geschichten einzutauchen, hat uns unsere Gästin Kyomi Wade von ihrer Zeit in der Lodge am See erzählt, ihrem zweiten Aufenthalt bei Raus. In ihrem Essay schreibt sie über wertvolle Zeit in der Natur und warum ihr selbstgemachtes BBQ zu einem wahren Abenteuer wurde.

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Wiedersehen mit einem alten Freund: Wie ich aus der Stadt floh und zu Raus zurückkehrte

Das Öffnen der Tür fühlt sich wie ein Déjà-vu an: Mein Körper erinnert sich an die Ruhe zwischen den sandfarbenen Wänden der schlichten, minimalistisch gestalteten Raus Cabins. Seit meinem letzten Besuch ist ein Jahr vergangen, in dem ich auf meinen Reisen auch andere Unterkünfte in der Nähe der Natur ausprobiert habe – sie waren alle etwas einfacher, bescheidener und rustikaler. Zurück bei Raus finde ich Luxus in Einfachheit und Komfort. Denn: Nach den rauen Jahren in Hostels während meiner Zwanziger genieße ich jetzt die schönen Dinge des Lebens!

Die Cabin mag zwar dieselbe sein wie bei meinem ersten Besuch, doch meine Geschichte ist eine andere. Dieses Mal bin ich hier mit einer Freundin, einer Stadtbewohnerin wie ich, die in einem trubeligen Berliner Start-up arbeitet. Gemeinsam haben wir die Lodge am See mit Hot Tub und Sauna ausgewählt. Wenn du, liebe/r LeserIn, ein wenig Zeit für mich hast, möchte ich diese Geschichte dort beginnen, wo alle guten Geschichten beginnen: am Anfang…

Ein unvergesslicher Empfang

Ob es an schlechter Planung lag oder an der Unbeständigkeit der Deutschen Bahn – wir kamen erst am späten Abend an unserem Ziel an. Sofort wurden wir von einem Phänomen überwältigt, das uns beiden, an die beleuchteten Straßen der Stadt gewöhnt, fremd war: Es war dunkel – die Nacht war schwarz wie ein stilles Meer.

Der schwankende Bus, aus dem wir ausgestiegen waren, spendete uns noch für einen kurzen Moment Licht und beleuchtete das Gras unter unseren Füßen. Doch bald verschwand das Licht, und ein leicht mulmiges Gefühl machte sich in uns breit. Wie sollten wir unser Ziel in dieser Dunkelheit nur finden? Glücklicherweise stieg ein Mann mit uns aus und hatte offensichtlich Mitleid (er erkannte offensichtlich, dass wir nicht von hier waren). Er bedeutete uns, ihm zu folgen, da er denselben Weg hatte. Mit einer Taschenlampe auf dem Kopf hielt er an und drehte das Licht heller. „Besser?“ fragte er. Wir nickten dankbar.

Ich erzähle das, um dir ein Bild davon zu geben, wie wir an der Cabin ankamen: erleichtert nach all der Anspannung, in dem wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf den Weg gerichtet hatten. In der Lodge am See erhellten kleine Lichter die pechschwarze Dunkelheit, und der Weg zu unserer Cabin schien wie eine herzliche Einladung vor uns auf.

Wir hatten es eilig, endlich hineinzukommen. Als der Türcode auf Anhieb funktionierte, atmeten wir erleichtert auf und schauten uns staunend um. Unsere Ausrufe wie „Wow“ und „Schau dir das an“ erinnerten an kleine Kinder, die voller Begeisterung auf Entdeckungstour gehen. Nachdem wir unsere Sachen verstaut hatten, entdeckten wir den Naturwein, der auf dem Tisch auf uns wartete. Freudig und ohne einen Moment zu zögern, verabschiedete ich mich von meinem einmonatigen Alkoholverzicht und stieß mit meiner lieben Freundin auf unsere Reise an.

Eine etwas andere Art von Luxus

In der Natur zu sein, fühlt sich an wie der tiefste, langsamste und frischeste Atemzug. Das Leben wirkt weniger komplex, und man erlaubt sich, nicht ständig über alles nachzudenken. Am nächsten Morgen aufzuwachen und zu sehen, wie die Schatten der Bäume an den Wänden unserer Cabin tanzen, ließ mich wie ein neuer Mensch fühlen.

Die Natur kann einem viel lehren – besonders in dieser kurzen Auszeit wurde uns das bewusst. Der Baum sorgt sich nicht darum, dass er nicht tausende von Orten besucht hat, geschweige denn innerhalb weniger Tage, wie wir es gewohnt sind. Er überlegt nicht, ob es besser wäre, in einem anderen Wald zu stehen. Er ist einfach. Und dennoch bewundern wir ihn. Allein für seine Existenz wird er geschätzt – und damit reicht er vollkommen aus.

Dankbarerweise übertrug sich diese Wahrnehmung auch auf uns während unserer Reise. Wir verzichteten darauf, eine ausführliche Reiseroute zu erstellen oder alles Mögliche zu unternehmen. Stattdessen gaben wir uns die Erlaubnis, alles und nichts zu tun; im Moment zu leben, spontan zu entscheiden, ob etwas eine Option war, und dann ohne einen sehnsüchtigen Blick zurück weiterzumachen.

Wenn ich darüber nachdenke, ist Einfachheit die Essenz von Raus. Alles an unserem Aufenthalt war unkompliziert. Der gut gefüllte Kühlschrank mit biologischen, köstlichen Lebensmitteln und die perfekt ausgestattete Küche ließen keinen Raum für übermäßiges Nachdenken; alles Notwendige war vorhanden, und nicht mehr. Diese Reduktion auf das Wesentliche ist eine ganz besondere Art von Luxus.

Kleine Abenteuer: Wie man seine Zeit verbringt

Während unserer Reise wurde für uns neu definiert, wie man Zeit verbringen sollte: Es ging nicht mehr um „Was noch zu tun ist“, sondern um „die Chance, einfach zu sein und Zeit als etwas Wertvolles zu erleben“. Genauer gesagt: Im hektischen Alltag, besonders in einer geschäftigen Stadt, scheint es oft so, als hätte man nur ein paar flüchtige Stunden mit seinen Liebsten. Doch in der Stille der gemütlichen Cabin bot uns Raus etwas Unbezahlbares: ungestörte, reine Zeit mit einer Person, die ganz im Moment präsent ist. Echtes Zuhören, ein klarer Fokus und wahre Stille.

Unser erstes Erlebnis begann mit einem Spaziergang durch den Wald auf dem Weg in den nahegelegenen Ort. Wir schlenderten entlang des Sees, vorbei an hohen Bäumen, und tauchten ein in die beruhigende Klangkulisse der Natur: das Knirschen der Äste unter unseren Schritten und das sanfte Plätschern des Wassers. Es hat etwas Beruhigendes, sich zwischen den Bäumen zu verlieren und so eine echte Distanz zum hektischen Stadtleben zu schaffen.

Unser aufregendstes Abenteuer war jedoch ein ganz anderes: An unserem letzten Abend machten wir ein BBQ unter dem sternenklaren Nachthimmel. Als zwei Frauen in den Dreißigern fiel uns auf, wie oft in unserem Leben diese Aufgabe bisher anderen überlassen wurde. Doch dieses Mal funkelten unsere Augen vor Freude und Entschlossenheit, als wir uns der Herausforderung stellten und sie erfolgreich meisterten.

Klar, es war Nacht und die Sicht war schlecht, aber wir hatten einen unerschütterlichen Willen, eine Taschenlampe und Google. Am Ende haben wir tatsächlich eine der besten Mahlzeiten unseres Lebens zubereitet. War es ganz glatt gelaufen? Nicht wirklich. Anmutig? Auf keinen Fall. Aber es war absolut perfekt. Das Essen war köstlich – und wir konnten nicht aufhören, darüber zu schwärmen, wie gut es schmeckte und wie wunderbar es war, als die Ruhe der Cabin jeden Teil von uns erreichte.

Ich verlasse diese Reise mit dem Gefühl, dass Raus wie ein Heilmittel für das hektische Stadtleben wirkt – einfach zu genießen, fast so unkompliziert wie die wenigen Klicks, die für die Buchung nötig sind. Vielleicht zeigt es ein Ungleichgewicht in meinem Alltag, aber ich bin mir sicher, dass ich bald wieder eine solche Auszeit brauche. Mein Aufenthalt in der Lodge am See, irgendwo zwischen Berlin und Hamburg, war jedenfalls genau das, was ich brauchte.

Nimm dir eine Auszeit vom Stadtleben in sorgsam durchdachten, nachhaltigen Cabins, nur einen Steinwurf von deinem Zuhause entfernt.

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