Blickwinkel

Den Wäldern auf der Spur

Seit Jahrhunderten sind Wälder Sinnbilder des Geheimnisvollen und Sehnsuchtsorte voller Magie und Inspiration. Sie schenken Stille, laden zur Erholung ein und bergen zugleich die Geschichten unzähliger Mythen, Märchen und literarischer Werke. Wer sich in ihre Schatten begibt, findet mehr als nur eine Pause vom Alltag – vielmehr ein Innehalten und Eintauchen in den Duft von Moos und das Flüstern der Blätter. Wälder sind atmende Organismen, ein Netzwerk aus Wurzeln, Leben und Erinnerungen. Und wer sich schließlich einmal in ihnen verliert, erkennt nicht nur ihre Schönheit, sondern auch ihre Kraft, uns zu erden, inspirieren und immer wieder staunen zu lassen.

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Um ihre Rätsel etwas besser zu verstehen, vor allem während einer Auszeit in einer Cabin im oder am Wald, haben wir gemeinsam mit Wohllebens Waldakademie ein digitales Walderlebnis konzipiert. Wenn du es zu deinem Aufenthalt hinzubuchst, begleitet es dich auf einem ausgedehnten Spaziergang entlang der Baumreihen und vermittelt die großen und kleinen Heimlichkeiten, die sich zwischen den Wipfeln zutragen.

Warum unsere Wahl dabei auf Wohllebens Waldakademie fiel? 2015 ins Leben gerufen, ist sie heute die führende Bildungseinrichtung für Wald- und Naturthemen. Mit zahlreichen Seminaren, Exkursionen und Führungen in der Eifel setzt sich die Akademie deutschlandweit aktiv für die Themen des Waldes ein – für den Waldschutz mit ihrem UrwaldProjekt, mit der Lernplattform Wald Lernen, waldpolitisch mit dem Waldgipfel, der Beratung von Unternehmen und WaldbesitzerInnen sowie dem Podcast „Peter und der Wald”.

Im Team von Wohllebens Waldakademie arbeiten BiologInnen, GeographInnen, FörsterInnen, ÖkonomInnen sowie ExpertInnen für Marketing, IT und den kaufmännischen Bereich. Was sie alle verbindet? „Die Liebe zum Wald – unabhängig davon, ob wir ihn erforschen, schützen, Wissen vermitteln oder unsere Vision weiterentwickeln”, so Johanna Wohlleben. Sie ist die Geschäftsführerin von Wohllebens Waldakademie und erzählt im Gespräch, welche rätselhaften Botschaften Bäume miteinander austauschen, wie sie für Generationen lernen und was sie uns über Achtsamkeit lehren.

Wie steht es um die Wälder in Deutschland?

Die meisten Wälder leiden unter zunehmender Dürre und intensiven forstwirtschaftlichen Eingriffen, besonders naturferne Plantagen. Je intakter und ursprünglicher der Wald ist, wie zum Beispiel in unserem UrwaldProjekt, um so besser geht es ihm in der Regel. Kahle Kronen und tote Äste lassen bei Laubbäumen darauf schließen, dass es ihnen nicht ganz so gut geht, während es sich bei Nadelbäumen wie der Fichte durch eine rötliche Verfärbung der Nadeln zeigt.

Bäume können fühlen, wahrnehmen und kommunizieren und das völlig anders als gedacht. Was fasziniert euch am meisten an ihnen?

Mich fasziniert am meisten, dass Bäume über Generationen hinweg Informationen weitergeben können. Forschungen haben gezeigt, dass sie beispielsweise trockene Jahre „erinnern“ und dieses Wissen an ihren Nachwuchs vermitteln. Junge Bäume, die von Eltern stammen, die Dürreperioden erlebt haben, sind besser auf solche Bedingungen vorbereitet – sie wachsen anders, regulieren ihren Wasserhaushalt effizienter und überleben dadurch wahrscheinlicher. Dieses Prinzip der Epigenetik zeigt, dass Bäume viel mehr sind als nur lebende Organismen: Sie sind Wissensspeicher der Natur und passen sich über Jahrhunderte hinweg an ihre Umwelt an. Das ist für mich eines der beeindruckendsten Geheimnisse des Waldes.

Wie kann man sich so ein Gespräch zwischen Bäumen vorstellen: Wie sprechen sie miteinander und über welche Themen?

Gut belegt ist, dass Bäume sich über ihre Wurzeln und mittels Duftbotschaften über die Luft beispielsweise darüber austauschen, wenn Insekten an ihnen herumknabbern. So kann der Nachbarbaum bereits beginnen, Abwehrstoffe zu bilden und in den Blättern einzulagern. Weiten die fiesen Krabbler ihren Angriff aus, vergeht ihnen dort ganz schnell der Appetit und es kommt zu keinem großen Schaden für den Baum. Darüber hinaus sind über 2.000 ähnliche Botschaften bereits bekannt. Ob Bäume auch einfach mal einen „Kaffeeklatsch“ halten, können wir noch nicht sagen. Das ist weit schwieriger zu erforschen und bleibt wohl auch noch länger ein Geheimnis.

Ein Spaziergang durch den Wald bringt einen in der Regel in das Hier und Jetzt. Was lehren uns die Wälder über Achtsamkeit?

Sind wir bei einem Waldspaziergang mit unseren Gedanken immer noch bei unseren To-Dos des Tages oder schon beim nächsten Termin, laufen wir Gefahr, ganz viele Wunder zu übersehen. Wald steckt voller Leben, welches wir erst auf einen zweiten, aufmerksamen Blick wahrnehmen. Also einfach mal einen gemütlichen Platz an einem dicken Baumstamm aufsuchen, 15 Minuten ruhig sitzen bleiben und die Augen schließen. Es braucht einige Zeit, bis sich die Vögel, aber auch andere Tiere, an unsere Anwesenheit gewöhnt haben. Doch dann bekommt man über die vielen verschiedenen Geräusche eine Idee, wie lebendig ein gesunder Wald ist. Wenn wir einen Sinn ausschalten, schärfen wir unsere anderen Sinne. So können wir achtsamer all das Leben wahrnehmen, welches wir ansonsten übersehen.

Viele von uns haben die Verbindung zur Natur aus den Augen verloren. Welchen Tipp könnt ihr Menschen an die Hand geben, wenn sie ihre Verbindung bei einem Streifzug durch den Wald erneuern wollen?

Wer einmal genauer hinschaut und den Wald aus einer neuen Perspektive betrachtet, entdeckt eine faszinierende Welt voller Wunder: ein verborgenes Universum, das sich kaum in Worte fassen lässt. Um diese verborgenen Details sichtbar zu machen, nutzen wir in der Waldakademie gerne kleine Taschenlupen. So können die Teilnehmenden den Wald auf ganz besondere Weise erforschen: die raue Struktur der Baumrinde, das geheimnisvolle Leben im Totholz, das samtige Grün der Moose und die filigranen Muster der Flechten. Plötzlich offenbart sich eine Vielzahl von „kleinen Wäldern“ innerhalb des großen Waldes – ein Mikrokosmos voller Überraschungen.

Gibt es etwas, das man selbst für seine Wälder vor Ort tun kann?

Man kann sich in jedem Fall direkt vor Ort engagieren: Mit den FörsterInnen in den Austausch gehen und sich mit anderen Menschen zusammentun, die sich für den Wald und die Natur begeistern können. Oft ist auf lokaler Ebene mehr möglich, als man denkt.

Nimm dir eine Auszeit vom Stadtleben in sorgsam durchdachten, nachhaltigen Cabins, nur einen Steinwurf von deinem Zuhause entfernt.

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