Blickwinkel
Verlieren wir den Boden unter unseren Füßen?
Ob wir an einem unbeschwerten Sommertag barfuß durch das Gras laufen oder uns unter das schattige Blätterdach eines Baumes setzen, wir nehmen dabei Kontakt mit der Erde auf. Die Erde trägt uns, sie gibt uns Halt. Sind wir im Gleichgewicht mit ihr und uns, fühlen wir uns geerdet. Sie schenkt uns nicht nur Pflanzen und Bäume, sondern auch die frische Luft, die wir atmen, und das Wasser, das wir trinken. Nicht zu vergessen das knusprige Brot und das Glas Apfelsaft von den Feldern regionaler LandwirtInnen, mit denen wir den Tag beginnen.
Allerdings geht das System nicht mehr ganz auf, denn wir haben bei all dem Nehmen lange nahezu vergessen, der Erde etwas zurückzugeben. Und verlieren nun buchstäblich den Boden unter den Füßen.

Um unseren Teil dazu beizutragen, dass sich unsere Böden auf regionaler Ebene erholen können, haben wir uns mit Klim zusammengetan. Die Plattform wurde 2020 von Dr. Robert Gerlach, Nina Mannheimer und Adiv Maimon mit der Vision ins Leben gerufen, LandwirtInnen in der regenerativen Landwirtschaft zu unterstützen. Im Rahmen unserer Zusammenarbeit geben wir dir die Möglichkeit, in den regionalen Klimaschutz zu investieren. Entscheidest du dich bei deiner Buchung für einen optionalen Klimaschutzbeitrag in Höhe von 5€, verdoppeln wir deinen Einsatz. Mit deinem Aufenthalt regenerierst du so Böden mit einer Fläche von circa 1.000 Quadratmetern – so viel, wie wenn man 50 unserer Cabins nebeneinander reihen würde.
Welchen Weg dein Beitrag in der Förderung gesunder, lebendiger Erde nimmt, weiß Nina Mannheimer, Mitgründerin von Klim. In unserem Gespräch gibt sie einen neuen Blick auf Regeneration, unsere Felder und warum ihr Zustand eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel spielt.
Bei Regeneration denken wir Menschen meist als Erstes an die Erholung und Klarheit, die wir durch den Kontakt mit der Natur erleben. Was bedeutet Regeneration für Klim?
Mir persönlich geht es genauso – ich gehe in die Natur, um zu regenerieren und Kraft zu tanken. Gleichzeitig haben wir als Menschen die Verantwortung dafür, dass die Natur sich von unseren Einflüssen ebenso regenerieren kann. Bei Klim schauen wir dabei vor allem unter unsere Füße. Der Boden ist eine der wichtigsten Ressourcen, die wir haben. Denn alles beginnt im Boden: unsere Lebensmittelproduktion, Klimaschutz und Biodiversität. Der Boden ist der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher, mehr als die Hälfte aller Arten lebt im Boden und 95 % unserer Nahrung hat dort ihren Ursprung.
Ob im Wald oder auf dem Feld: Woran erkennt man gesunde Erde?
Gesunde Erde ist meist dunkler durch den höheren Kohlenstoffgehalt und hat einen angenehmen, leicht feuchten, aber waldigen Geruch. Sie ist oft besser durchwurzelt und zerbröselt nicht direkt in den Fingern. Außerdem ist in gesunder Erde die Regenwurmdichte höher. Allerdings hat Deutschland in den letzten 60 Jahren leider circa 30 Prozent an fruchtbarem Boden verloren und weltweit fällt alle vier Sekunden die Fläche eines Fußballfeldes der Bodenerosion zum Opfer. Die Landwirtschaft spielt dabei eine wesentliche Rolle: Knapp die Hälfte der Fläche Deutschlands sind landwirtschaftliche Felder. In gleichem Maße sind gesunde Böden die Grundlage für die Arbeit von LandwirtInnen, die auf diesen Feldern unsere Nahrung anbauen.

Das macht ganzheitliche Anbaumethoden bedeutsam. Wie funktioniert regenerative Landwirtschaft?
Regenerative Landwirtschaft bezieht sich auf landwirtschaftliche Praktiken, die zu einer Humusanreicherung im Boden beitragen. Dadurch wird Kohlenstoff gespeichert, die Bodenstruktur verbessert und die Artenvielfalt auf den Äckern erhöht. Auf diese Weise wird der Boden regeneriert und seine Fruchtbarkeit und Klimaresistenz verbessert. Zusätzlich reduzieren LandwirtInnen durch ein verbessertes Management ihre Emissionen und setzen weniger Chemikalien wie Dünger oder Pestizide ein. Die Prinzipien der Regenerativen Landwirtschaft sind: diverse Fruchtfolgen, ganzjährige Bodenbedeckung, Reduktion von Bodenstörung, Erhalt lebender Wurzeln und die Integration von Tieren. Alles mit dem Ziel, die „Haut der Erde” zu schützen.
Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Arbeit von LandwirtInnen und umgekehrt?
LandwirtInnen leiden schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels – Starkregen, lange Dürrephasen und höhere Temperaturen sind direkt auf dem Feld bemerkbar. Gleichzeitig ist die industrielle Landwirtschaft für circa ¼ der weltweiten Emissionen verantwortlich. Durch die intensive Bewirtschaftung des Bodens wird gebundener Kohlenstoff freigesetzt, zudem produziert der Einsatz von Düngemitteln zusätzlich Emissionen, die den Klimawandel vorantreiben. In der Lieferkette von Lebensmitteln in der Landwirtschaft entstehen die meisten Emissionen. Regenerative Landwirtschaft adressiert diese Herausforderungen: durch den reduzierten Einsatz von Betriebsmitteln, wodurch Emissionen vermieden werden, und durch bestimmte Anbaumethoden, mit denen CO2 aus der Atmosphäre entfernt und im Boden in Form von Kohlenstoff speichert wird, wodurch dieser resilienter gegenüber Extremwetterereignissen wird.
Wie unterstützt Klim die Regenerative Landwirtschaft?
Wir bei Klim helfen LandwirtInnen, regenerative Methoden umzusetzen. Da die Umstellung auf neue Methoden Geld kostet und LandwirtInnen die Erfahrung mit der regenerativen Landwirtschaft fehlt, erhalten sie über unsere Plattform Zugang zu finanzieller Förderung, Wissensartikeln, Webinaren, Erfahrungsberichten, Farm-Events und, wenn gewünscht, auch eine persönliche Beratung. Dazu können sie sich ganz einfach und kostenlos bei uns registrieren. Die finanzielle Unterstützung für die LandwirtInnen stammt von den Einnahmen der CO2-Zertifikate und Unternehmen wie Raus, die zum Klimaschutz beitragen und die Natur schützen möchten.

Für jede Buchung bei Raus kann man entscheiden, ob man 5€ in 1.000 Quadratmeter regenerierten Boden investieren möchte. Wie funktioniert das genau?
Die bei Klim registrierten LandwirtInnen wenden regenerative Maßnahmen an und dokumentieren diese auf unserer digitalen Plattform. Wir messen ihre Fortschritte basierend auf wissenschaftlichen und regionalen Bodenkohlenstoff-Modellen sowie weiteren Überprüfungsmechanismen wie Satellitendaten und Rechnungen, zum Beispiel für zusätzliches Saatgut. Nach der erfolgten Verifizierung ihrer Maßnahmen erhalten die LandwirtInnen jährlich für jede reduzierte und gespeicherte Tonne CO2 einen festen Geldbetrag, der aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten an unsere Partner stammt.
Da kommen dein Beitrag ins Spiel: Entscheiden sich beispielsweise 50 GästInnen dafür, 5€ in Regenerative Landwirtschaft zu investieren, verdoppelt Raus diese Beiträge, sodass damit 10 Zertifikate von unseren LandwirtInnen generiert und vergütet werden können, die 10 Tonnen CO2 reduzieren oder im Boden binden. Um dies zu erreichen, sind etwa 500 Hektar Fläche erforderlich, auf denen regenerative Maßnahmen angewendet werden.
Was ist der Unterschied von eurem Ansatz im Vergleich zu anderen, die CO2 kompensieren?
Wir kompensieren nicht nur Emissionen wie CO2, sondern regenerieren gleichzeitig Felder – und zwar nicht irgendwo auf der Welt, sondern in der Region. Damit tragen wir (und du) nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern unterstützen die nachhaltige Transformation der Landwirtschaft, fördern die Ernährungssicherheit und die Biodiversität. Alle Klim LandwirtInnen kommen aus Europa, aktuell zum größten Teil aus Deutschland.
Global gesehen ist Deutschland beim CO2-Ausstoß an sechster Stelle – darum sind regionale Projekte, die diesen Ausstoß langfristig reduzieren, besonders bedeutsam und wirkungsvoll. Damit unsere Felder auch in Zukunft noch all den Weizen, Roggen, Hafer, Zuckerrüben und Kartoffeln tragen können, die wir täglich genießen.